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Tattoofarben Verbot & REACH Verordnung: Was verboten und was erlaubt ist!

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Verfasst von Redaktion firmenweb.de
Lesedauer: 10 Minuten
Tattoofarben Verbot Reach Verordnung
© RomaBlack / istockphoto.com
Inhaltsverzeichnis
Die Tattoo-Branche steht vor einem gewaltigen Umbruch. REACH sorgt erneut für Aufsehen. Nachdem 2022 bereits viele Tattoofarben den EU-Markt verlassen mussten, steht nun das Verbot der entscheidenden Pigmente Green 7 und Blue 15:3 kurz bevor. Dürfen Farben überhaupt noch verwendet werden und wie reagiert die Tattoo-Branche auf diese drastische Veränderung? Wir fassen für dich einmal aktuelle Infos zusammen und geben dir auch ein paar Tipps zum Umgang mit solchen Verboten.
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Die REACH-Verordnung 

Die REACH-Verordnung (Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien) ist eine europäische Gesetzgebung der ECHA (European Chemicals Agency), die darauf abzielt, den Schutz von Mensch und Umwelt vor den Risiken chemischer Substanzen zu verbessern. In Kraft getreten im Jahr 2007, erfordert REACH, dass Hersteller und Importeure von Chemikalien Informationen zu deren sicheren Verwendung bereitstellen. Im Rahmen dieser Verordnung wurden jedoch auch Beschränkungen für bestimmte Chemikalien eingeführt, die für die Herstellung von Tattoofarben verwendet werden.

Die Beschränkungen für die mehr als 4.000 Chemikalien sind in der sogenannten REACH-Verordnung verankert. Diese wurde im Dezember 2020 durch die Verordnung (EU) Nr. 2020/2081 erweitert. 

REACH und das Tattoofarben Verbot: So hat alles begonnen

Die Tattoofarben, die Künstler in ihrem Handwerk verwenden, enthalten oft eine Vielzahl von chemischen Substanzen. Mit dem Inkrafttreten der REACH-Verordnung 2007 wurden viele dieser Substanzen als gefährlich eingestuft und unterliegen nun strengen Beschränkungen. Dies hat zu erheblichen Herausforderungen für die Tattoo-Branche geführt, da einige der beliebten Farben nicht mehr den neuen Standards entsprechen

Verbotene Stoffe und Tattoofarben 

Die REACH-Verordnung umfasst ein Verbot bestimmter Stoffe und Pigmente, die üblicherweise in der Herstellung von Tattoofarben genutzt wurden. Diese Restriktionen erstrecken sich auf verschiedene Chemikalien, aber welche Stoffe und Tattoofarben werden durch die REACH-Verordnung verboten? 

Neue EU-Regulierungen seit Januar 2022

Im Januar 2022 trat der Tattoo-Anhang der REACH-Verordnung in Kraft und zwang beinahe alle bisher genutzten Tattoofarben, den EU-Markt zu verlassen. Dies führte zu einem vorübergehenden Verzicht auf bunte Motive durch viele Tattoo-Künstler, die sich vorerst auf Schwarz, Weiß und Grau beschränkten. Die Knappheit an konformen Farben sorgte für Terminabsagen und -verschiebungen, während die Branche nach neuen Lösungen suchte.

KategorieBetroffene Chemikalien 
AzofarbstoffeBestimmte Azofarbstoffe
Aromatische AmineKarzinogene aromatische Amine
PAKPolyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
MetalleQuecksilber, Blei, Cadmium und andere
MethanolBeschränkte Verwendung in Mischungen

Veränderungen ab Januar 2023

Ab dem 04.01.2023 ist das Verbot der Nutzung der Pigmente Blau 15:3 und Grün 7 in Tattoofarben in der EU und dem Europäischen Wirtschaftsraum gültig. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Pigmente und die Gründe für das Verbot.

PigmentGründe für das Verbot
Blau 15:3Gesundheitsrisiken: Krebsrisiko, DNA-Veränderungen
Grün 7Hautreizungen, Augenschäden, Chronische Allergien

Farbverbot: Die 3 größten Probleme für Tattoo-Studios

Mit Einführung der neuen Verordnung treten vermehrt auch Probleme in der ganzen Branche auf. 

1. Beschränkte Farbauswahl 

Eine der offensichtlichsten Auswirkungen der REACH-Verordnung auf die Tattoo-Branche ist die eingeschränkte Farbauswahl. Viele traditionelle Farbzusammensetzungen enthalten nun Substanzen, die nicht den neuen Richtlinien entsprechen, was Künstler vor die Herausforderung stellt, alternative Farben zu finden, die gleichwertige Ergebnisse liefern.

2. Kosten für Hersteller / Künstler / Kunde 

Die Umstellung auf neue, den Richtlinien entsprechende Farben bedeutet für die Hersteller zusätzliche Kosten. Die Notwendigkeit, Formeln zu ändern und sich an die neuen Vorschriften anzupassen, hat zu einem Anstieg der Produktionskosten geführt, der oft auf die Endverbraucher abgewälzt wird.

3. Unsicherheit in der Branche 

Die Tattoo-Künstler und Studios stehen vor einer Zeit der Unsicherheit, da sie nicht nur die neuen Regularien verstehen müssen, sondern auch die Herausforderung bewältigen müssen, wie sie ihre Dienstleistungen weiterhin in gewohnter Qualität anbieten können.

Tipps zum Umgang mit dem Farbverbot: 3 Lösungsansätze

Die Tattoo-Branche hat jedoch nicht tatenlos auf die neuen Herausforderungen reagiert. Es wurden verschiedene Lösungen und Alternativen entwickelt, um den Anforderungen der REACH-Verordnung gerecht zu werden. 

1. Forschung und Entwicklung 

Hersteller von Tattoofarben investieren verstärkt in Forschung und Entwicklung, um innovative Formeln zu entwickeln, die den neuen Standards entsprechen. Dies beinhaltet die Suche nach umweltfreundlichen und sicheren Alternativen für traditionelle Farbzusammensetzung. 

2. Schulungen und Aufklärungen 

Die Branche setzt vermehrt auf Schulungen und Aufklärung, um Tattoo-Künstler über die neuen Bestimmungen zu informieren. Dies hilft nicht nur dabei, Unsicherheiten zu beseitigen, sondern fördert auch bewusste Entscheidungen bei der Auswahl von Farben. 

3. Zusammenarbeit mit Regulierungsbehörden 

Einige Akteure in der Tattoo-Branche arbeiten aktiv mit Regulierungsbehörden zusammen, um ihre Bedenken zu teilen und sicherzustellen, dass die Beschränkungen vernünftig und realistisch sind. Dieser Dialog kann zu einer besseren Abstimmung zwischen den Anforderungen der REACH-Verordnung und den Bedürfnissen der Branche führen. 

Kritik an den neuen Regeln 

Die Einführung der REACH-Regelungen hat in der Tattoo-Branche erhebliche Kritik ausgelöst. Ein zentraler Kritikpunkt ist der abrupte Wandel Anfang 2022, als viele Tattoofarben den EU-Markt verlassen mussten. 

Die Kritik bezieht sich auch auf die unklare Kommunikation und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Regelungen.

  • Unsicherheiten bezüglich Dokumentation. 
  • Schwierigkeiten bei der Beschaffung von REACH-konformen Farben. 
  • Kontrollen in Studios erschwerten die Anpassung.

Zusätzlich wird hinterfragt, ob die Gründe für das Verbot von Blau 15:3 und Grün 7, wie Gesundheitsrisiken, ausreichend durch vorliegende Daten gestürzt sind. 

Trotz erfolgreicher Petitionen konnten diese Regelungen nicht abgewendet werden. Mit dem  Verbot ab Januar 2023 standen Tätowierer vor weiteren Herausforderungen und die Unsicherheit über die Zukunft der Tattoo-Kunst blieb bestehen. 

Empfehlungen für Tätowierer 

Angesichts der einschneidenden Veränderungen suchen Tätowierer nach praxisnahen Empfehlungen und Perspektiven, um sich in dieser herausfordernden Situation zu behaupten. 

Diversifikation der Farbpalette 

Tätowierer können in Erwägung ziehen, ihre Farbpaletten zu diversifizieren und sich auf verfügbare, REACH-konforme Farben zu konzentrieren. Die Nutzung alternativer Pigmente und Farbtöne kann die Kreativität fördern und Kunden trotz der eingeschränkten Auswahl zufriedenstellen.

Eine Tabelle mit einer Auswahl von Herstellern, die REACH konforme Farbe herstellen: 

Eternal Ink 
I AM INK
KILLERBLACK Tattoo Ink 
Intenze Tattoo Ink
Eclipse Tattoo Ink 
Panthera 
Carbon Black Tattoo
Dynamic Color 
Quantum Tattoo Ink

Fortbildung und Wissen 

Angesichts der Komplexität der neuen Regelungen ist eine kontinuierliche Fortbildung entscheidend. Tätowierer sollten sich aktiv über aktuelle Entwicklungen informieren, Schulungen absolvieren und sicherstellen, dass sie mit den neuesten Bestimmungen vertraut sind. 

Kooperation mit zuverlässigen Lieferanten 

Die Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Tattoo-Farblieferanten ist entscheidend. Tätowierer sollten sicherstellen, dass ihre Lieferanten REACH-konforme Produkte anbieten und transparente Informationen zu den verwendeten Pigmenten bereitstellen. 

Kommunikation mit der Kundschaft

Transparente Kommunikation mit den Kunden über die Veränderungen in der Farbauswahl und mögliche Einschränkungen ist unerlässlich. Ein offener Dialog kann dazu beitragen, Verständnis zu schaffen und Kunden in den Prozess einzubeziehen. 

Suche nach Alternativen

Tätowierer können gemeinsam nach alternativen Pigmenten und Farbquellen suchen, die den neuen Regelungen entsprechen. Die Zusammenarbeit in der Branche kann dabei unterstützen, kreative Lösungen zu finden und den Austausch von Informationen zu fördern. 

Fazit: Sinnvolle Verordnung zu schnell und unbedacht umgesetzt?

Trotz der erheblichen Herausforderungen, die die strengen Regelungen der REACH-Verordnung für die Tattoo-Branche mit sich bringen, haben die Akteure in der Branche innovative Wege gefunden, sich den neuen Anforderungen anzupassen. Die Diversifikation der Farbpalette, kontinuierliche Fortbildung und die Zusammenarbeit mit zuverlässigen Lieferanten sind entscheidend, um die Qualität der Dienstleistungen aufrechtzuerhalten. Die Sinnhaftigkeit der REACH-Verordnung zeigt sich darin, dass sie einen notwendigen Schutz für die Gesundheit von Tätowierern und Kunden bietet. Die strengen Beschränkungen bzgl. gefährlichen Chemikalien tragen dazu bei, potenzielle Risiken wie Krebs und allergische Reaktionen zu minimieren. Der offene Dialog mit Kunden und die Suche nach alternativen Lösungen verdeutlichen, dass die Tattoo-Branche, trotz anfänglicher Unsicherheiten, bereit ist, die sinnvollen Aspekte der neuen Regelungen anzuerkennen und weiterhin kreative Kunstwerke zu schaffen.

Q&A Die häufigsten fragen zum Tattoofarben Verbot 

Was bedeutet REACH konform? 

Produkte und Artikel gelten als REACH-konform, wenn sie sämtliche Anforderungen der EU-Chemikalienverordnung erfüllen. Zur Erleichterung der Überprüfung wurde im IMDS das "REACH-Bericht"-Tool entwickelt.

Wie haben sich Farbenhersteller an die neuen Vorschriften angepasst?

Am 4. Januar 2022 trat die EU-Verordnung REACH in Kraft. Diese Regelung verbietet bestimmte Pigmente, die zuvor in Tattoofarben verwendet wurden, was zu einer vorübergehenden Knappheit auf dem Markt führte. Inzwischen haben sich die Farbenhersteller angepasst, und es gibt eine wachsende Auswahl an Farben, die den Vorschriften der REACH-Verordnung entsprechen.

Welche Pigmente/ Stoffe wurden verboten?

Gemäß der REACH-Verordnung wurden über 4.000 Stoffe und die Pigmente Blau 15:3 und Grün 7 verboten. 

Welche Tattoofarben sind von dem Verbot betroffen? 

Eine Vielzahl von Farben ist von den neuen Vorschriften betroffen, darunter verschiedene Grüntöne, Blautöne und Mischfarben wie Violett, Braun, Türkis und Pink. Dies führt dazu, dass viele Tattoo-Farben, die zu Beginn des Jahres 2022 noch als REACH-konform galten, nun unter das Verbot fallen.

Warum darf nicht mehr mit Farbe Tätowiert werden?

Es darf mit Farbe Tätowiert werden, die Farben müssen nur REACH konform sein. 

Welche Tattoofarben sind REACH konform? 

Als das Verbot eingeführt wurde, entsprachen nur die Farben Schwarz, Weiß und Grau den neuen EU-Verordnungen. Inzwischen ist diese Zeit überwunden und immer mehr Hersteller stellen REACH konforme Tattoofarbe her. 

Wie viel kosten REACH konforme Tattoofarben? 

Einen genauen Preis gibt es nicht, da es von Hersteller zu Hersteller sehr unterschiedlich ist. REACH konforme Tattoofarben können jedoch teurer sein als andere Farben, weil mehr Forschung in die Zusammensetzung der neuen Farben betrieben werden musste. 

Wieso wurden die Stoffe/ Pigmente verboten?  

Die überwiegende Mehrheit der bisher verfügbaren Tattoofarben wurde aufgrund des Verdachts auf krebserregende oder anderweitig gesundheitsschädliche Eigenschaften der enthaltenen Konservierungs- und Bindemittel verboten.

(ae)

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